Unterm Hakenkreuz - FF Pillnitz 1933 bis 1945

Machtübernahme durch die Nationalsozialisten

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder erlassen. Die Gemeindeausschüsse wurden aufgelöst, missliebige und kritische Gemeinderäte entfernt, auch in den Wehrleitungen der Freiwilligen Feuerwehren kam es vielfach zu Veränderungen.
Der Landesfeuerwehrverband verfügte die sofortige Entlassung aller Kameraden, die der Kommunistischen Partei angehörten oder ihr nahe standen.
In einem weiteren Schreiben an alle dem Verband angehörenden Feuerwehren wurde angeordnet: "Die Wahlen werden abgeschafft und das Führerprinzip eingeführt, die Führer der Feuerwehren sowie deren Stellvertreter werden nach Anhörung der zuständigen Kommandos vom Bürgermeister eingesetzt und auf drei Jahre verpflichtet. Alle weiteren Führungskräfte werden vom Wehrführer ernannt."
Wehrführer Arno Kirst, 1938
Wehrführer Arno Kirst, 1938
Im Protokollbuch der FF Pillnitz ist unter dem 15. Dezember 1933 vermerkt: "Von verschiedenen Bekanntmachungen, besonders davon, dass bei den Feuerwehren der Deutsche Gruß eingeführt worden ist, nimmt man Kenntnis." Nach den Erfahrungen mit Inflation und Massenarbeitslosigkeit in der Weimarer Republik standen auch viele Feuerwehrleute den neuen Machthabern aufgeschlossen gegenüber und der Dienstbetrieb in den Freiwilligen Feuerwehren wurde nach militärischem Vorbild durchgeführt. In der FF Pillnitz wurde der bisherige Hauptmann Willy Hennig seines Amtes enthoben und nach einer von 23 Kameraden unterzeichneten Erklärung die Übernahme der Wehr durch den bisherigen Feldwebel Arno Kirst gefordert und vom Bürgermeister genehmigt.
Maßnahmen zur besseren Löschwasserversorgung aus natürlichen Gewässern, Schutzmaßnahmen an kulturhistorischen Gebäuden sowie Sanitäts- und Luftschutzübungen wurden den Gemeinden und deren Feuerwehren zur Aufgabe gemacht.

Vor dem Zweiten Weltkrieg

Gerätehaus im Meixgrund mit neuem Löschfahrzeug Elite, um 1934
Gerätehaus im Meixgrund mit neuem Löschfahrzeug Elite, um 1934
Der Gemeinderat beschloss eine neue Feuerlöschordnung und Grundgesetz der Feuerwehr. Gleichzeitig wurde die seit 1891 bestehende Pflichtfeuerwehr aufgelöst. Im Jahre 1934 wurde durch Vertrag die Berufsfeuerwehr Dresden zur Löschhilfe bei Bränden im Schloss Pillnitz verpflichtet und dazu erstmals eine gemeinsame Übung mit der FF Pillnitz durchgeführt. Zur im selben Jahr erstmalig in ganz Deutschland durchgeführten "Feuerschutzwoche" wurde die Bevölkerung mit Vorträgen, Feuerschutzbegehungen und Übungen auf den Brandschutz orientiert. Dabei stellte die FF Pillnitz ihr erstes Löschfahrzeug, umgebaut aus einem Reisewagen der Firma "Elite" Brand-Erbisdorf mit 96 PS Leistung nach Plänen für Löschfahrzeuge der Städtischen Freiwilligen Feuerwehren von Dresden der Öffentlichkeit vor.
Anziehungspunkt für die Feuerwehren der Umgebung war die 1935 im Ausstellungsgelände Dresden konzipierte Jahresschau "Der rote Hahn". Neben guten Vorführungen der beteiligten Feuerwehren sowie aktueller und neuer Technik war jedoch der Nationalsozialistische Propagandaaufwand und die offene Orientierung auf den Luftschutz nicht zu übersehen. Aufgrund eines Runderlasses des Reichsministers des Innern vom Februar 1936 wurden die Freiwillige Feuerwehr Pillnitz und andere als öffentliche Feuerwehren anerkannt, nachdem ihre Führer an einem so genannten "Führerkurs" bei der Berufsfeuerwehr Dresden teilgenommen hatten.
Gerätetraining am neuen Fahrzeug, um 1934
Gerätetraining am neuen Fahrzeug, um 1934
Im Schreiben des Amtshauptmannes vom Februar 1936 hieß es dazu: "Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Pillnitz dürfen mithin das Polizeihoheitszeichen tragen und am Tag der Deutschen Polizei teilnehmen."
Im Januar 1937 wurden die Gemeinden vom "Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei" Heinrich Himmler und dem "Reichsminister für Luftfahrt" Hermann Göring zu Maßnahmen der Verbesserung der Wasserentnahmestellen aufgefordert. Gleichzeitig erfolgte die Einstufung der Gemeinde als Luftschutzort dritter Ordnung und damit die Ablehnung der von Gemeinde und Feuerwehr angedachten Verbesserungen der Löschwasserversorgung.
In der im November 1937 eröffneten Landesfeuerwehrschule Sachsen in Dresden wurden erstmals Lehrgänge für Führungskräfte und Maschinisten der Freiwilligen Feuerwehren angeboten und damit das Ausbildungsniveau wesentlich verbessert.
Im März 1938 wurden die Gemeinden zu Maßnahmen der Ergänzung des Mannschaftsbestandes im Mobilmachungsfall aufgefordert. Zur Bindung an die Feuerwehr baute die Gemeinde ein Wohnhaus für 4 Kameraden mit Familien. Auch hierbei wurde die Gemeinde von den Feuerwehrleuten durch freiwillige Leistungen unterstützt.

Der Zweite Weltkrieg

Wehrführung der FF Pillnitz 1942
Wehrführung der FF Pillnitz 1942
Bereits vor Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 wurden im August die ersten Kameraden zu einer "kurzfristigen Übung" der Wehrmacht eingezogen. Um die im Verlauf des Krieges immer wieder zum Wehrdienst eingezogenen Kameraden zu ersetzen, erfolgten laufend "Notdienstverpflichtungen" von noch im Ort befindlichen Männern, ohne Rücksicht auf Eignung. 1941 wurden erstmals Jungen ab 14 Jahren in der so genannten "Feuerwehr-Hitlerjugend" ausgebildet, die aber ebenfalls nach kurzer Zeit in den Krieg ziehen mussten. Dies führte 1944 zur letzten Notmaßnahme, der Verpflichtung von Frauen zum Feuerwehrdienst. Der überwiegende Teil dieser "Feuerwehr-Helferinnen" waren Frauen von im Krieg befindlichen Kameraden. Im Januar 1943 wurden alle Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren einschließlich der Notdienstverpflichteten, HJ und Helferinnen ausgenommen, der "Sondergerichtsbarkeit der SS und Polizei" unterstellt. Danach konnten Handlungen wie Verweigerung bei Einsätzen, unerlaubtes Entfernen und Disziplinarverstöße nach Kriegsrecht geahndet werden.
Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Pillnitz, Mitglieder teilweise in Wehrmachtsuniform, 1942
Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Pillnitz, Mitglieder teilweise in Wehrmachtsuniform, 1942
Gegen Ende des Krieges wurde die ständige Gerätehausbereitschaft bei Fliegeralarm durch diensthabende Gruppen, sowie Tag- und Nachtbesetzung des Gemeindeamtes zur Entgegennahme von Meldungen und Abhören der sogenannten "Luftlagemeldungen" angeordnet. Infolge des sich ständig vergrößernden Aktionsradius der englischen und amerikanischen Bomberverbände und der nach den Angriffen entstandenen Großbrände machte es sich erforderlich, größere Feuerwehreinheiten zu deren Bekämpfung einzusetzen. Im Jahre1943 wurden deshalb aus den Feuerwehren der Luftschutzorte zweiter und dritter Ordnung motorisierte Feuerwehrbereitschaften gebildet, die auf Anordnung des "Befehlshabers der Ordnungspolizei" (BdO) eingesetzt und über Lotsen an die Einsatzstellen herangeführt und eingewiesen wurden.
Nach den schweren Luftangriffen des 13. bis 15. Februar 1945 rückte die diensthabende Gruppe am frühen Morgen in Richtung Stadtgebiet aus. Mit kurzen Pausen dauerten die Einsätze rechtsseitig der Elbe zwischen Niederpoyritz und Albertplatz bis zum 17. Februar. Da die Kräfte der Feuerschutzpolizei Dresden, die nunmehr zu großen Teilen aus so genannten "Fremdvölkischen" (Ukrainer und andere) bestanden, bei ihrer Arbeit vom zweiten Angriff überrascht und vernichtet wurden, kamen neben betrieblichen Löschgruppen, Wehrmacht- und Luftschutzeinheiten auch ca. 80 Freiwillige Feuerwehren zum Einsatz. Deren Einsätze konnten sich nur auf die Brandbekämpfung und Rettungsmaßnahmen an der Peripherie der Stadt beschränken, da ein Eindringen in die Innenstadt unmöglich war.
Den Einsatz bei diesem Inferno bezahlten zehn Kameraden der eingesetzten Freiwilligen Feuerwehren mit ihrem Leben. Das Leben der Menschen spielte sich in den letzten Wochen des Krieges infolge ständig anwesender Flieger nur noch zwischen Nahrungsbeschaffung und Luftschutzkeller ab.
Am 2. März 1945 gegen 11 Uhr traf es dann auch die Ortschaften beiderseits der Elbe zwischen Pirna und Dresden. Durch Fehl- bzw. Notabwurf von Spreng- und Brandbomben entstanden in Pillnitz mehrere Brände. Zu deren Bekämpfung waren die Feuerwehren von Zschachwitz, Pillnitz und die Pflichtfeuerwehr von Oberpoyritz bis Mitternacht eingesetzt. Mehrere Tote waren zu beklagen. Am 8. Mai kam es gegen 12 Uhr zum letzten Angriff durch Flieger der Roten Armee auf Widerstandsnester der SS in Heidenau.
Am Ende des Krieges standen zahlreiche Freiwillige Feuerwehren vor leeren oder zerstörten Gerätehäusern. Was nicht durch Kriegseinwirkung zerstört worden war, wurde geplündert. In einigen Fällen wurden die Löschfahrzeuge durch Parteigrößen zur Flucht in den Westen benutzt oder von der Roten Armee beschlagnahmt. Bis auf die Plünderung des Bühlauer Gerätehauses durch heimkehrende "Ostarbeiter" sind aus den östlichen Vororten Dresdens derartige Fälle jedoch nicht bekannt. Dies ist auch vielen engagierten Kameraden zu verdanken, die in dieser gesetzlosen Zeit ihr Gerätehaus ständig im Auge behielten.
Damit war der bisher schrecklichste aller Kriege in Europa zu Ende! Die Bilanz waren Millionen Tote, Kranke und Verletzte, Vertriebene, Hunger, Not und zerstörte Städte und Dörfer in vielen Ländern Europas.
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