Geschichte Feuerlöschverband und FF Pillnitz 1878 bis 1931

Die Gründung des Feuerlöschverbandes

Aus einer vom Branddirektor der Berufsfeuerwehr Dresden, Gustav Ritz, 1887 aufgestellten Statistik geht hervor, dass zu diesem Zeitpunkt in der damaligen Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt mit den Gemeinden rechts der Elbe bereits neun organisierte Freiwillige Feuerwehren bestanden. Im Winzerdorf Pillnitz sahen die Gemeindeväter zunächst keine Veranlassung für die Bildung einer Feuerwehr; man verließ sich auf die im Königlichen Schloss stationierte Wachmannschaft, die auch als Schlossfeuerwehr fungierte und über drei bespannbare Spritzen verfügte. Das änderte sich erst nachdem am 02. September 1878 der Königliche Marstall in Flammen stand und nur mit Hilfe auswärtiger Feuerwehren gelöscht werden konnte.
Bereits am 15. September 1878 versammelten sich auf Einladung von Baumeister Beeger interessierte Bürger aus den Dörfern Pillnitz, Niederpoyritz, Hosterwitz, Oberpoyritz und Söbrigen. Man einigte sich auf die Gründung eines Feuerlöschverbandes mit einer Freiwilligen Feuerwehr in Pillnitz. Dem Verband traten jedoch nur die Gemeinden Hosterwitz, Pillnitz, Oberpoyritz und Söbrigen bei.
Nach vier Tagen, am 19. September, wurden in Anwesenheit des Dresdner Feuerlöschdirektors Gustav Ritz während der ersten Ausschusssitzung der Verband und die Feuerwehr gegründet. Zum Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr wurde der Gastwirt Erwin Rauchfuß gewählt. Die feierliche Verpflichtung der Feuerwehr, zu der 45 Kameraden erschienen waren, fand am 15. Dezember 1878 im Schlossrestaurant statt. Der Freiwilligen Feuerwehr traten aus Pillnitz achtzehn, aus Hosterwitz sechzehn, aus Oberpoyritz vier und aus Söbrigen sieben Männer bei. Bereits im September 1879 fand die erste Inspektion der jungen Wehr vor Mitgliedern des Königshauses und der Behörden statt, wobei ihr von diesen allgemeine Anerkennung ausgesprochen wurde. Mit finanzieller Hilfe des Königshauses und des Sächsischen Finanzministeriums wurde 1880 eine neue Spritze von der Königlich Sächsischen Feuerspritzenfabrik G. A. Händel Dresden angeschafft.

Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg

Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Pillnitz, 11. September 1892
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Pillnitz, 11. September 1892
Hauptmann Rauchfuß übergab 1880 infolge Wegzugs aus Pillnitz sein Amt an Schmiedemeister Oskar Heinze, der jedoch 1882 Pillnitz ebenfalls verließ. Der neue Hauptmann war der Maurer Ernst Hammer, der das Amt bis zu einer schweren Erkrankung 1905 bekleidete und kurz darauf verstarb. Sowohl Heinze als auch Hammer wurden 1882 bzw. 1887 für jeweils zwei Jahre in den Ausschuss des Bezirksfeuerwehrverbandes Dresden gewählt.
Im Jahre 1895 verließ die Gemeinde Söbrigen den Feuerlöschverband und formierte eine Pflichtfeuerwehr, bis es 1946 zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr kam.
Handdruckspritze im Einsatz, Foto um 1925
Handdruckspritze im Einsatz, Foto um 1925
1898 schaffte man eine zweirädrige mechanische Schiebeleiter von 9 m Steighöhe an. Mit einer Huldigung vor dem König im Schloss Pillnitz wurde 1903 das 25. Jubiläum des Verbandes und seiner Feuerwehr gefeiert.
Im Jahre 1906 wurde in Pillnitz die erste Wasserleitung gebaut. Die strahlenförmig angelegte Leitung speiste auch siebzehn Oberflurhydranten mit einem Druck von zwei bis sechs Bar. Dazu erhielt die Feuerwehr einen Schlauchwagen mit neuen Schläuchen, wodurch der Brandschutz der Gemeinde wesentlich verbessert wurde.
Mannschaft mit Pferdezug und angehangener Motorspritze sowie Dienstfahrrad, Hauptmann Willy Hennig im Vordergrund, 1928
Mannschaft mit Pferdezug und angehangener Motorspritze sowie Dienstfahrrad, Hauptmann Willy Hennig im Vordergrund, 1928
Nachdem im selben Jahr die Gemeinde Hosterwitz ihre Mitgliedschaft im Feuerlöschverband aufgekündigt hatte, zunächst eine Pflichtfeuerwehr und 1922 eine Freiwillige Feuerwehr gründete, verließ auch die Gemeinde Oberpoyritz 1910 den Verband mit der Bildung einer eigenen Pflichtfeuerwehr. Die Gründe für die Austritte dieser Gemeinden lagen vermutlich in den durch die räumlichen Entfernungen und die Schwierigkeiten in der Bespannung der Spritzen verursachten langen Zeit bis zur wirksamen Brandbekämpfung in diesen Orten. Der seit 1905 amtierende Hauptmann Hermann Junghans, ein Tischlermeister, legte 1916 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder und der Gartenarbeiter Gustav Wünsche wurde zum neuen Hauptmann gewählt.

Entwicklung während der Weimarer Republik

Gruppenbild zur 50-Jahr-Feier, September 1928
Gruppenbild zur 50-Jahr-Feier, September 1928
Der erste Weltkrieg rief zahlreiche Feuerwehrkameraden an die Front, sodass die Gemeinde ab 1916 alle noch verbliebenen Männer zwischen 17 und 50 Jahren zum Feuerwehrnotdienst verpflichtete. Zwei aktive Kameraden kehrten aus diesem Krieg nicht zurück.
Im Jahre 1923 wurden die bisher selbstständigen Gutsbezirke in der Umgebung der Gemeinde Pillnitz zugeordnet, wodurch die Auflösung des Feuerlöschverbandes nach 45 Jahren Bestand erfolgte. Die Freiwillige Feuerwehr war nun nur noch der Gemeinde Pillnitz und dem Forstrevier Borsberg verpflichtet.
Festumzug anlässlich des Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Pillnitz
Festumzug anlässlich des Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Pillnitz
1924 kaufte die Gemeinde eine zweirädrige Motorspritze mit einer Förderleistung von 1.000 l/min von der Fa. Ewaldt, Küstrin. Als erste Motorspritze zwischen den Gemeinden Copitz und Loschwitz leitete sie die Motorisierung der Freiwilligen Feuerwehren in diesem Raum ein. Der Transport der Spritze geschah allerdings immer noch per Pferdezug.
1928 wurde die bis dahin vorgenommene Einteilung in Steiger, Spritzenleute und Hornisten durch die Einführung einer einheitlichen Grundausbildung aller Feuerwehrleute an allen Geräten ersetzt. In Verbindung mit den Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Feuerwehr Pillnitz fand hier der 44. Verbandstag des Bezirksfeuerwehrverbandes Dresden statt. Gleichzeitig wurde zur besseren Alarmierung eine elektrische Sirene auf dem Dach des Rathauses in Betrieb genommen.

Ein neues Gerätehaus 1931

Einweihung des neuen Gerätehauses 1931
Einweihung des neuen Gerätehauses 1931
Nachdem die Feuerwehrgeräte über 50 Jahre in allen möglichen Räumlichkeiten des Ortes untergebracht waren, was sich sehr negativ auf die schnelle Einsatzbereitschaft der Wehr auswirkte, wurde 1931 ein Gerätehaus am Eingang zum Friedrichsgrund eingeweiht. Mit tatkräftiger Unterstützung der Feuerwehrleute waren nach Plänen des Pillnitzer Architekten Richard Merz und durch überwiegend ortsansässige Handwerksbetriebe ein modernes Gerätehaus mit drei Fahrzeughallen, drei Wohnungen, Schlauchwäsche, Trockenturm, sowie erforderliche Nebenräume entstanden. Damit hatte die Gemeinde für Ihre Feuerwehr ideale Bedingungen geschaffen.
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