130 Jahre Feuerwehr Pillnitz - ein Rückblick

Der Brand des Königlichen Marstalls am heutigen Pillnitzer Platz im September 1878 war für einige Bürger von Pillnitz und den anliegenden Gemeinden Anlass zur Gründung eines Feuerlösch-Verbandes mit einer gemeinsamen Freiwilligen Feuerwehr.



Zunächst traten dem Verband die Gemeinden Hosterwitz, Pillnitz, Oberpoyritz und Söbrigen bei, zu dessen Vorsitzenden der Baumeister Beeger aus Hosterwitz gewählt wurde. Nach nur 14 Tagen gründete sich die Freiwillige Feuerwehr in Pillnitz, zu der sich 45 Mitglieder aus den beteiligten Orten meldeten, welche in Anwesenheit des damaligen Branddirektor der Berufsfeuerwehr Dresden, Gustav Ritz, verpflichtet wurden. Aus einer Geldsammlung von vorerst 1.888 Mark wurde die erste Ausrüstung angeschafft und als erster Hauptmann der Gastwirt Rauchfuß gewählt.

Bereits 1879 fand die erste Inspektion durch den 1876 gegründeten Bezirksverband der Feuerwehren von Dresden und Umgegend sowie der Behörden und dem Königshaus statt.

1880 tritt der Freistaat mit seinen Besitzungen, Domäne, Vorwerk Borsberg und den Fiskalischen Weinbergen dem Verband bei.

Infolge des nachlassenden Interesses der Kameraden sah sich der Verband 1891 zur Bildung einerPflichtfeuerwehrreserve veranlasst.



Aufgrund der langen Zeit vom Bemerken eines Brandes bis zur Wirksamkeit der Brandbekämpfung in den beigetretenen Orten, bedingt durch die noch nicht bestehenden Alarmierungsmöglichkeiten und Mobilität der Feuerwehr, verließen 1895 die Gemeinde Söbrigen, nachfolgend 1906 Hosterwitz und 1910 die Gemeinde Oberpoyritz den Verband und bildeten in den Orten Pflichtfeuerwehren.

In Hosterwitz entsteht 1922 die Freiwillige Feuerwehr, während in Oberpoyritz und Söbrigen diese erst nach dem 2. Weltkrieg 1946 gegründet werden.



Die Entwicklung der Wehr verläuft in der Folge entsprechend den gesellschaftlichen Bedingungen. 1925 kauft die Gemeinde die erste Motorspritze als Lafette mit 1000 l/min. noch von Pferden gezogen. 1931 wird im Friedrichsgrund das erste Gerätehaus mit drei Fahrzeughallen und drei Wohnungen errichtet und 1935 folgt das erste Löschfahrzeug nach Vorbild der Fahrzeuge der Städtischen Freiwilligen Feuerwehren aus einem Reisewagen umgebaut.

Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges hatte sich die Wehr seit ihrer Gründung auch dank Ihrer ausgezeichneten Führungskräfte zu einer stets einsatzbereiten und allen Aufgaben gewachsenen Wehr weiterentwickelt.



Der 2. Weltkrieg brachte einschneidende Veränderungen bei allen Feuerwehren. Von den langjährig bestehenden über dreißig Mitgliedern waren am Kriegsende noch ganze sieben Kameraden einsatzbereit. Diese wurden ergänzt durch Notdienstverpflichtungen, ab 1941 mit Jungen der HJ ab 14 Jahre und ab 1943 mit Frauen, überwiegend Ehefrauen der im Felde stehenden Kameraden.

Notdienstverpflichtete Frauen gab es in unserem Bereich in Hosterwitz, Pillnitz und Oberpoyritz. Diese standen im Februar und März 1945 machtlos dem Inferno gegenüber und versuchten mit ihren bescheidenen Mitteln, schlimmeres zu verhinden.

Fünf aktive Kameraden kehrten aus diesem mörderischen Krieg nicht zurück.



Nach den allgemeinen Schwierigkeiten der ersten Nachkriegsjahre brachten vor allem junge Leute ab 1950 wieder Schwung in die Freiwilligen Feuerwehren. Mit Wettbewerben und sportlichen Vergleichen wurden beste Ausbildungsergebnisse angestrebt, die auch in unseren Wehren erreicht wurden. Der durch die Teilung Deutschlands und die Abschottung der DDR gegenüber der Bundesrepublik immer größer werdende Rückstand in der technischen Entwicklung wurde auch in den Feuerwehren spürbar. Dazu kam der zunehmende politische Druck und die offensichtliche Einbeziehung der Wehren in die so genannte "Verteidigungsbereitschaft im Spannungsfall". Zum Glück kam es ganz anders als von einigen gedacht!



Nach dem von der Bevölkerung erzwungenen Abtreten der DDR-Oberen konnten auch die Freiwilligen Feuerwehren wieder gesamtdeutsche Beziehungen aufbauen und es entstanden ungezählte Partnerschaften. Für unsere Wehr entstand diese aufgrund Vermittlung eines ehemaligen Kameraden mit der FF Bissingen aus dem Schwabenland. Durch gegenseitige Besuche und die spontane Hilfsaktion der Bissinger Kameraden zur Flut sind wir uns kameradschaftlich näher gekommen und sollten dies auch weiter pflegen.



Mit dem nach der Wende einsetzenden Aufholen des technischen Rückstandes änderte sich in den Feuerwehren vieles. Die 1939 von den Nazis aufgelösten Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände, auch in der DDR nicht geduldet, wurden unter dem Dach des Deutschen Feuerwehrverbandes neu gegründet. Neue Dienstvorschriften, neue Ausrüstung und nicht zuletzt immer mehr neue Löschfahrzeuge hielten bei uns Einzug. Damit wurden die allgemeinen Bedingungen in den Gerätehäusern immer unzulänglicher. Soziale und hygienische Bedingungen, mangelnder Platz infolge neuer Fahrzeuge und neue Arbeitsschutzbestimmungen konnten in den vorhandenen Gerätehäusern nicht realisiert werden.

Infolge der veränderten Arbeitsmarktsituation und den verschärften Einstellungs- und Tauglichkeits-Kriterien wurden auch die Personalprobleme immer gravierender.



Aus dieser Situation heraus versuchte man nun mit dem "Brandschutzbedarfsplan" die vorhandenen Kräfte zu bündeln, das heißt in unserem Bereich die eng aneinander operierenden relativ kleinen Feuerwehren zu einer größeren Einheit zusammenfassen um damit allen künftigen Aufgaben gerecht zu werden. Bereits 1996 fanden erste Begehungen zur Standortsuche für ein neues gemeinsames Gerätehaus für unsere vier Wehren statt. In den 10 Jahren bis zur Übergabe des neuen gemeinsamen Hauses haben alle Verantwortlichen vom Rathaus über die Berufsfeuerwehr bis zu den Wehrleitungen von Niederpoyritz, Pillnitz, Oberpoyritz und Söbrigen an dieser Aufgabe gearbeitet und sie letztlich zum Erfolg geführt.



Damit ist das Anliegen der Gründer des Feuerlöschverbandes Pillnitz von 1878, in unseren Stadtteilen eine starke einsatzbereite Feuerwehr zu bilden, durch den Zusammenschluss der Wehren Niederpoyritz, Pillnitz, Oberpoyritz und Söbrigen zur Stadtteilfeuerwehr Pillnitz nach 130 Jahren Realität geworden.

Information zum Blog
Interne, nicht öffentliche, Beiträge sind ausschließlich nach dem Anmelden auf der Pinnwand zu finden.
Infos zum Blogeintrag